In einer Kleinstadt auf Madagaskar kam es zu einem Gewaltausbruch zwischen Demonstranten und der Polizei
Quelle: pa/Godong/Pascal Deloche
In Madagaskar hat die Polizei vier Verdächtige festgenommen, die ein Albino-Kind entführt haben sollen. Doch die Bewohner der betroffenen Kleinstadt verlangten Selbstjustiz und forderten die Herausgabe der Verdächtigen. Die Polizei musste gewaltsam einschreiten.
Nach der Entführung eines Albino-Kindes in Madagaskar sind bei Zusammenstößen zwischen Polizisten und wütenden Demonstranten fast 20 Menschen getötet worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, hatten Polizisten in der Kleinstadt Ikongo im Südosten des Inselstaats am Montag auf Demonstranten geschossen, welche die Herausgabe von vier festgenommenen Tatverdächtigen forderten. 19 Menschen seien dabei getötet und 21 weitere verletzt worden.
Die Polizei hatte kurz nach der Entführung des Kindes in der vergangenen Woche vier Verdächtige festgenommen. Einwohner von Ikongo forderten jedoch deren Herausgabe, um sie selbst zur Rechenschaft zu ziehen.
Nach Polizeiangaben waren am Montag rund 500 teilweise mit Messern und Macheten bewaffnete Menschen zur Polizeiwache marschiert. Polizisten hätten versucht, mit den Demonstranten zu sprechen und ein „Blutbad“ zu verhindern, sagte Madagaskars Polizeichef Andry Rakotondrazaka vor Journalisten in der Hauptstadt Antananarivo.
Lesen Sie auch
Malawi
Die grausamen Rituale des Aberglaubens
Die Demonstranten hätten dann aber versucht, Sicherheitsabsperrungen zu überwinden. Die Polizisten setzten nach Angaben Rakotondrazakas zunächst Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, bevor sie mit scharfer Munition auf die Protestierenden schossen.
Der Black Friday kommt, aber nicht alleine
„Die Polizisten hatten keine andere Wahl“, sagte Rakotondrazaka. Sie hätten als „letztes Mittel“ zur „legitimen Selbstverteidigung“ greifen müssen. „Das ist ein sehr trauriges Ereignis, das hätte verhindert werden können, aber es ist passiert, was passiert ist.“ Die Polizei leitete Ermittlungen zu dem Vorfall ein und sprach den Familien der Getöteten ihr Beileid aus.
Albinismus ist eine genetisch bedingte Störung der Pigmentbildung in Haut, Haaren und Augen. In Teilen Afrikas werden immer wieder Albinos angegriffen, getötet und verstümmelt, weil ihren Körperteilen glücksbringende und magische Kräfte zugesprochen werden.